Mittwoch, 14. Dezember 2016
Ankunft in St. Lucia
Gestern abend um genau 22:36 und 04 Sekunden Ortszeit passierten wir die Ziellinie.

Seitdem befinden wir uns im Projekt "Ankunft in St. Lucia" :-)

Es ist so klasse, die anderen Crews zu treffen und deren Geschichten zu hören.

Mehr davon später.



Dienstag, 13. Dezember 2016
Bald sind wir da....
Nachdem wir auf die Autobahn abgebogen sind, scheint es hier keine Geschwindigkeitsbeschränkung zu geben. Wir fliegen bei 7-8 bft achterlichen Wind mit bis zu 8,8 Kn dahin. Die Dünung beträgt bis zu 5 m Höhe und macht ein klares Steuern nach Kurs sehr schwer. Inzwischen haben wir das Groß komplett eingeholt und pflügen nur mit der Genua durch die See. Nachts begleiten uns die Sterne, der fast Vollmond und die lokalen Stürme, Squalls genannt.

Die Seemeilen purzeln nur so dahin und aktuell haben wir nur noch weniger als 70 Seemeilen vor uns. Unsere Ankunft in St. Lucia wird also am Dienstag morgen gegen 04:00 Uhr UTC bei Vollmond sein.

Andrea, die Frau von unserem Skipper Constantin, hält ja auch Kontakt zu unseren Daheimgebliebenen und hat uns die Aufgabe gestellt, zusammenzustellen, was für gemeinsame Eindrücke die Crew nach mehr als 3.000 sm so kurz vor dem Ziel hat.

Hier ist die kleine Zusammenstellung:

* Stolz auf das Erreichte
Wir haben gemeinsam den Atlantik per Segelboot überquert und dabei keinen einzigen Meter mit Antrieb durch die Schiffschraube benötigt. Die Platzierung ist für uns sekundär. Wir haben die Natur genossen und mit ihr gearbeitet. Unvergessen bleibt da sicher auch der 1. Advent im Flautenfeld.

* Hervorragender Zusammenhalt in der Crew und mit dem Skipper
Es gab kein böses Wort, kein Gemecker oder Streit, jeder hat angepackt und das gemacht, was er am besten kann. Alle lagen beruhigt in der Koje, egal, wer gerade am Steuer stand. Wir können uns aufeinander verlassen.
Der Skipper ist natürlich anerkannt aufgrund seiner höchsten Sachkompetenz und seiner einfühlsamen Führungsweise. Er hat diese Crew geformt und ist der beste Skipper unter dem ich je gefahren bin.

* 3 Wochen mal komplett offline zu sein, schärft die Sinne und entspannt das Hirn.
Obwohl die komplette Crew und der Skipper nicht zu den "Digital Natives" gehört, sind doch alle komplett mit Handys, usw. ausgestattet und normalerweise im Minutentakt online. Das ging jetzt einfach nicht mehr. Und, siehe da, die Welt dreht sich doch weiter ! Es geht also auch ohne.
Hilfreich war da aber auch die Rettungsleine zu Andrea, die uns sicher informiert hätte, wenn was Wesentliches passiert wäre. Sie hatte ja auch Kontakt zu unseren Familien.

* Beeindruckende Naturschauspiele
Wer hat schon kämpfende Blauwale direkt neben seinem Schiff gesehen ? Das imposante und täglich wiederkehrende Schauspiel des Sonnenuntergangs, die Weite des Atlantiks wochenlang ohne Landsicht und die Wellenberge genießen zu können. Dies sind alles Bilder, die wir nicht so schnell vergessen werden.

* Trotz aller beeindruckenden Erlebnisse und Erfolge freuen wir uns alle auf das Wiedersehen mit unseren Daheimgebliebenen und unser Zuhause.

* Freude auf das gemeinsame Feiern und den Kampf mit der Unterhopfung.

Es ist auf jeden Fall ein Hammererlebnis. Ich werde sehr lange davon zehren.



Sonntag, 11. Dezember 2016
Auf der Autobahn - Im Passatwind
Zeit ist keine Dimension, so endete mein letzter Blogeintrag. E ist das Endes des Refrains im Lied OZEAN. Michael unser Bodbarde hat nämlich während der Überfahrt ein Lied komponiert, was auf dem aktuellen Blog der Charisma ( www.charisma4sea.de ) komplett zu lesen ist. Es drückt sehr schön die Stimmung an Bord und die Erfahrungen aus. Alle müssen jetzt den Refrain üben, dann kommen wir ganz gross raus.

Am Tag nach Nikolaus kamen wir auch in den Passatwind und fliegen nun seitdem bei 6 bft mit achterlichem Wind, ausgestellter Genua und etwas gerefftem Groß auf direktem Kurs 280° Richtung St. Lucia. Häufig kratzen wir an der Rumpfgeschwindigkeit von 8,4 Knoten. Die Dünung beträgt ca. 3-4m und das Schiff rollt stark. Die Mittagswachen sind in der prallen Sonne bei ca. 30°C heftig. Trotzdem richtig tolles Segeln ! Nun sind wir auf der Autobahn gen Ziel und jeder Tag reiht sich an den anderen, wie an einer Perlenkette.

Nachts leuchtet uns, neben der Venus auch der Halbmond bis 3 Stunden vor Sonnenaufgang den Weg - ein Traum.

Geplante Ankunft ist am Dienstag, eventuell auch in der Nacht vorher. So langsam drehen sich die Gespräche um die erste Getränkeauswahl, die erste Dusche und die zu erwartende Landkrankheit nach mehr als drei Wochen pausenlosen Segelns. Wie wird sich das Anfühlen ? Wie gleicht man eine dermaßen hohe Unterhopfung aus ?

Gerne stellen wir uns hier dem Realitätstest.